Ausgabe vom 30. Juni 2018 - Geniessen & Erleben

Die konspirative Geburtstagsfeier

Unalltägliche Alltagsgeschichten

hs. Er war ein Freund langjähriger Gewohnheiten. Und seit Jahren fuhren seine Frau und er Ende Juli in den Bregenzerwald, zu einer Woche mit Tangounterricht und Erholungsurlaub. Also buchte er auch für dieses Jahr und berichtete darüber stolz beim Mittagessen. Sie fragte: „Wir reisen wieder am Sonntag an?“„Ja.“ „Am Donnerstag davor werde ich 60.“ „Ja und?“„Meinen 60er würde ich am Samstag feiern“. „Ja und?“„Wie soll das funktionieren, wenn wir nach dem Fest noch alles abbauen und aufräumen müssen.“ Sein Vorschlag, er könne zur Abwechslung mal mithelfen, überzeugte wenig. „Ich glaube, ich feier‘ dieses Jahr gar nicht. Ich lade nicht großartig ein und stelle nur ein bisschen was bereit, falls doch jemand kommt.“

Der Ehemann maß der Aussage keine große Bedeutung zu. Seine Frau war sehr gesellig. Wenn sie niemand einladen sollte, kämen statt über 100 Gästen halt nur 50, und das reichte immer noch.

Die Wochen gingen ins Land, und tatsächlich war von Geburtstagsvorbereitungen überhaupt nichts zu bemerken. Dem Ehemann wurde doch allmählich mulmig bei dem Gedanken, dass gerade seine festfreudige Frau einen derartig wichtigen Tag so sang- und klanglos verstreichen lässt.

Zweieinhalb Wochen davor schlug ihm ein guter gemeinsamer Freund vor, man könne ja eine Überraschungsaktion starten. Eine Freundin regte ein gemeinsames Abendessen an, irgendwo zwischen dem Wohnort bei Laupheim und dem Raum Stuttgart, wo viele Freunde aus früheren Zeiten lebten.

Der Ehemann reservierte also einen Tisch in einem Bad Uracher Restaurant und beantwortete dessen Frage, mit wie viel Gästen wohl zu rechnen sei, spontan mit 4 bis 15. Dann begann er aufzuschreiben, wer so alles wichtig war und ist im Leben seiner Frau. Daraufhin rief er gleich nochmals im Restaurant an und erhöhte seine Gästemeldung auf 4 bis 50. Es dauerte nicht lange, da rief der Restaurantinhaber persönlich zurück und fragte, ob es nicht etwas präziser ginge, er müsse schließlich Vorbereitungen treffen.

Der Auftraggeber hatte mittlerweile noch ganz andere Sorgen. Wie sollte er Gäste einladen, deren Adressen er nicht kannte? Denn alle Kontaktdaten waren im Smartphone derjenigen, die bisher alle Kontakte gepflegt hatte, sprich: im Handy seiner Frau. Und die konnte er schlecht danach fragen, denn sie durfte ja von alledem nichts erfahren.

Bei den Nachbarn war das Problem schnell gelöst, da ging er einfach vorbei. Aber ansonsten? In der Not entwickelte er detektivische Qualitäten. Er wühlte in Listen früherer

Weihnachtskartenverschickungsaktionen. Er lenkte Gespräche mit seiner Frau beiläufig auf den ein oder anderen Kandidaten, um unauffällig Namens- und Orts-Angaben zu erfragen, die sich dann per Internetrecherche zu vollwertigen Adressen ausbauen ließen. Als das auch nicht mehr weiterhalf, kam kriminelle Energie ins Spiel: Er beobachtete genau die Fingerbewegungen, mit denen seine Angetraute ihr rege beanspruchtes Smartphone entsperrte. Und er wartete auf den Moment, dass sie es irgendwo liegen ließ. Dann schlug er zu: Er machte die Fingerbewegung nach und hatte zum ersten Mal in seinem Leben ein Handy geknackt. Er begann mit der Suche und war überwältigt, welch ein großer Berg an Adressen in ein so kleines Smartphone passt. Irgendwann wurde er fündig, die geheime Verschickungs- und Telefonaktion konnte weiter laufen. Auch dem bewundernswert geduldigen Restaurant schickte er einigermaßen rechtzeitig eine per Excel-Tabelle erarbeitete Gästeprognosemeldung.

Seine Frau ahnte von alledem nichts. Dass ihr Mann irgendwie gestresst war, fiel nicht auf, weil das war er sonst auch immer. Sie wunderte sich nur etwas, als sie ihre Badmington-Gruppe zu einer kleinen Geburtstags-Kaffeerunde einladen wollte und die so gar nicht interessiert schien.

Der Geburtstag war da. Das Geburtstagskind hatte sich auf Wunsch ihres Mannes den Abend frei gehalten. Sie stiegen in sein Auto, pünktlich zur vereinbarten Zeit - das hatte sie mit ihm so gut wie noch nie erlebt. Als sie nach einigen Minuten durch Laupheim fuhren, sagte sie: „Hier wäre ein guter Parkplatz“.

Er fuhr weiter. In Ehingen hörte sie auf, sich zu fragen, wo es denn wohl hingehen könnte. Als sie endlich in Bad Urach das Restaurant betrat, begrüßte sie erstaunt ihre Kollegin, die ebenfalls aus Laupheim angereist war, aber etwas früher, damit man sich nicht auf derselben Route begegnet.

Die Hauptperson des Abends suchte nach dem Tisch, der für ihre Runde vorgesehen war, bis ihre Kollegin einen Luftballon mitten im Raum befestigte. Erst dann wurde ihr klar, dass der ganze Saal für sie reserviert war.

Nach und nach trudelten die 37 Gäste ein, der Nachbar und die aus Bonn Angereisten, die Badmington-Gruppe ebenso wie die Jugendfreundin aus Esslingen. Es wurde ein rauschendes Fest, das Geburtstagskind war überwältigt. Und ihr Ehemann gelobte, nie wieder - vor allem nicht in 10 Jahren - unabgesprochen eine Urlaubsreise zu buchen.


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