Wilde Wien-Reise
Unalltägliche Alltagsgeschichten
hs. Ein Ehepaar wollte kürzlich für einige Tage nach Wien reisen. Sie ist Anfang 80 und er wird im Laufe des Jahres seinen 102. Geburtstag feiern.
Beide sind noch sehr unternehmungslustig. Das zeigt sich schon daran, dass sie erst vor einigen Jahren geheiratet haben. Sie wohnen in einem Mehrfamilienhaus am Hang, das über eine längere Treppe zugänglich ist. Da seine Beine manchmal etwas schwächeln, hatte man einen Treppenlift installiert.
Und nun stand die Wien-Reise an. Das Taxi war rechtzeitig bestellt, Koffer und Rollstuhl warteten im Keller. Der Ehemann schwebte mit dem Lifta, also dem Treppenlift, runter in Richtung Straße. Nur, das Gartentor stand offen. Der Lift verkeilte sich mit ihm, und es versperrte den Zugang zur Straße. Der Lift blockierte. Er ging nun weder vorwärts noch zurück. Was tun?
Man versuchte, den Weg zur Straße frei zu machen. Vergeblich. Deswegen holte man schnell zwei Leitern. Mit ihnen begab sich der bald 102-jährige Ehemann auf eine sportliche Tour über die Zäune der Nachbargärten hinweg zu einem anderen Gartentor, welches ihm den Zugang zu einer Parallelstraße verschaffte.
Unterstützt wurde er dabei nicht nur von seiner Ehefrau und dem Taxifahrer, sondern auch von einem anderen Paar. Dieses half nicht ganz ohne Anlass, denn es hatte das ursprünglich angepeilte Gartentor offen stehen lassen.
Obwohl die Aktion natürlich einige Zeit beanspruchte, schaffte man es rechtzeitig zum Flughafen.
Beim Check In wurde die Ehefrau gefragt, wo sie ihr Kind hinsetzen wolle? "Welches Kind?", entgegnete sie. "Ja, das einjährige Kleinkind, das Sie als Begleitung angemeldet haben", erklärte die Dame vom Schalter.
Die Ehefrau rief ihr Reisebüro an, über das sie den Flug gebucht hatte. Dabei stellte sich heraus: Das Computersystem des Reisebüros hielt das Geburtsjahr 1921 wohl für unrealistisch und hatte es abgeändert in 2021. So machte es den Ehemann zum Kleinkind.
Gott sei Dank war noch einige Zeit bis zum Abflug. Deshalb ließ sich die wundersame Verjüngung wieder rückgängig machen.
Ergebnis: Das Ehepaar kam pünktlich und heil mit dem Flieger in Wien an. Der Chef ihrer Pension holte die beiden vom Flughafen ab. Nach schnellem Koffer-Auspacken stärkte sie ein "Großer Brauner", und dann durften die Ferien beginnen.