Widersprüche suchen
Tipps nebenbei
hs. "Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung". Wenn wir dieses allseits bekannte Sprichwort beherzigen, können wir auch zu einem klareren Denken kommen. Denn wer weiß, wie er denkt, hat es leichter, Denkfehler zu vermeiden.
Die Biases
Deswegen gibt es hierzu in der Psychologie einen ganzen Forschungszweig. Er beschäftigt sich mit Urteilsverzerrungen, den sogenannten "Biases". Ein Beispiel dafür ist der "Ingroup bias". Demnach empfinden wir die Gruppe, der wir angehören, eher als verantwortungsvoller und moralisch überlegen im Vergleich zu anderen Gruppen.
Verhält sich nun jemand aus unserer Gruppe verwerflich, erklären wir das gerne zur Ausnahme. Benehmen sich hingegen Mitglieder einer anderen Gruppe mal daneben, sehen wir darin einen Regelfall, also die Bestätigung unseres wenig schmeichelhaften Urteils über die anderen. Messen wir so mit zweierlei Maß, unterliegen wir in der Sprache der Psychologen einem "ultimativen Attributionsfehler."
Mittlerweile wurde eine ganze Fülle solcher Urteilsverzerrungen festgestellt, bis hin zum "Böse-Medien-Bias". Ihm zufolge glauben die meisten Anhänger einer Partei, dass in den Medien unfairerweise die gegnerische Partei viel besser weg kommt.
Über-Bias
Damit wir uns alle diese Denkfehler nicht merken müssen, haben - wie die F.A.Z. vor Kurzem berichtete - die beiden Forscher Aileen Oeberst und Roland Imhoff einen "Über-Bias" gefunden. Er liegt allen Urteilsverzerrungen zugrunde und erhielt den Namen Bestätigungsfehler beziehungsweise confirmation bias.
Er besagt, dass wir unbewusst unsere Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Informationsauswahl, -bewertung und -erinnerung darauf ausrichten, unsere vorgefertigten Ansichten zu bestätigen. Wir bevorzugen dann Informationen, die zu unserer Sichtweise passen. Um unser Weltbild zu schützen, sind wir sogar bereit, Informationen falsch zu beurteilen.
Kurzum: Was unserer Meinung entspricht, saugen wir auf wie ein Schwamm, was ihr widerspricht, lassen wir an uns abperlen wie an einer Teflonpfanne.
Einfache Abhilfe
Was können wir dagegen tun, wie können wir die Denkfehler vermeiden? Durch eine simple Strategie: Wir machen uns immer wieder bewusst, dass wir dazu tendieren, die eigenen Ansichten zu bestätigen. Und wir suchen deshalb gezielt nach Informationen, die unserer Sichtweise widersprechen.