Der Womanizer
Unalltägliche Alltagsgeschichten
hs. Wenn sich der Ehemann als ein Womanizer - also ein notorischer Frauenheld - entpuppt, dann sorgt das bei seiner Ehefrau gewöhnlich nicht für Begeisterung.
So erging es auch einer Dame, die mittlerweile auf die 80 zugeht und mit ihrem Mann seit Jahrzehnten verheiratet ist.
Er war durch und durch ein Schürzenjäger, und ist es immer noch. Wie hatte sie darunter gelitten. Doch jetzt stellt sie amüsiert und erleichtert fest, dass alles seine zwei Seiten hat:
Denn ihr um einige Jahre älterer Gemahl ist pflegebedürftig geworden, sitzt ständig zu Hause und neigt dazu, trübsinnig zu werden.
Es gibt eigentlich nur eines, was ihm noch Auftrieb, Kraft und Schwung verleiht: Der Besuch der ambulanten Pflegekraft. Denn diese ist in der Regel weiblich.
Der Patient stellte extra die alles andere als diskrimierungsfreie Bedingung, weder von einem männlichen Pfleger betreut zu werden noch von einer weiblichen Kraft, welche die 40 überschritten hat. Und meistens funktioniert das auch.
Der Ehemann bereitet jeden der Termine intensiv vor: Er zieht sich schick an, möglichst in den Farben, welche die Pflegerin normalerweise trägt. Er nimmt sogar Parfüm, natürlich eines, das er an ihr bemerkt hat. Wenn sie dann da ist, versprüht er Witz, Charme und pure Lebensfreude.
Nach dem Termin lässt die Stimmung allmählich wieder nach.
Doch es zeigt sich schon wieder ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Denn der nächste Besuch kommt ja bestimmt.