Babyboomer-Fasching
Unalltägliche Alltagsgeschichten
Ein Ehepaar - beide Ende der 1950er-Jahre geboren und damit eindeutig zu den Babyboomern gehörend - ging fast jedes Jahr am Faschingsdienstag zu einer öffentlichen Fasnetfeier. Diese fand statt in einer leergeräumten und mit einer provisorischen Bar ausgestatteten Scheune. Betrieben wurde sie von Bekannten des Ehepaars.
Man stand also in der gefüllten Scheune, bei lauter Musik, tanzte ab und zu und konnte sich trotz des Lärms auch etwas unterhalten. Anfangs feierte das Ehepaar unter Gleichaltrigen, dann unter Jüngeren, später unter der nachfolgenden Generation und schließlich unter der Enkelgeneration. Dabei ging es eigentlich immer gesittet zu, man wurde so gut wie nie angerempelt.
Dieses Jahr, als das Ehepaar sich schon auf den Heimweg machen wollte, sagte der Mann plötzlich: "Jetzt gehen wir kurz mal zu der anderen Halle, weiter unten im Dorf." Als sie diese betraten, waren sie plötzlich wieder unter Gleichaltrigen. Die Halle oder ehemalige Scheune war zum Bersten voll. Kein Wunder, denn die Babyboomer heißen ja deshalb Babyboomer, weil es von ihnen mehr gibt als von jeder anderen Altersklasse.
Das Ehepaar kämpfte sich durch die feiernde Masse in Richtung Bar. Es war eine einziges Geschiebe und Gerempel. An der Bar angekommen, stellten die beiden fest, dass alle anderen wohl auch zur Bar wollen. Die Frau wurde an die Bartheke gepresst. Der Mann stemmte sich mit beiden Armen gegen die Theke und bildete so einen Freiraum, in dem die Frau wieder zu Luft kommen konnte. Sein Rücken fing alle Stöße ab. Und wenn der Mann aus Corona-Lockdowns noch ein Defizit an körperlichen Fremdkontakten gehabt haben sollte, dann wurde es nun beseitigt.
Während der Mann standhaft seine mit ihm seit über 30 Jahren verheiratete Frau abschirmte, sagte eine Dame neben ihnen, es sei rührend, ein so frisch verliebtes Paar zu sehen. In diesem Moment holte jemand Getränke von der Bar und verschüttete einen guten Teil davon über dem Arm des Mannes. So etwas war ihm in all den Jahren in der anderen Halle noch nie passiert.
Allmählich ließ der Druck hinter seinem Rücken etwas nach, und er konnte sich umdrehen zu grün kostümierten Damen, die auf den Bänken standen und die Stimmung im Saal weiter anheizten.
Nach über einer Stunde kämpfte sich das Ehepaar wieder aus der Halle. Und es war ihnen klar: So einen schönen Fasching hatten sie schon lange nicht mehr!
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