Vom Rohdiamanten zum Brillanten
SeniorenWohnen Ludwigsfeld beim Forum über Fachkräfte aus dem Ausland
hs. Das zeigte sich an dem Vortrag von Tanja Fendel vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Sie erläuterte für Deutschland die Fachkräftezuwanderung aus wissenschaftlicher Sicht.
Erfreulicher Arbeitsmarkt
Zunächst warf sie zwei Grafiken an die Leinwand: Die eine ging schwungvoll nach oben. Es handelte sich um die Anzahl offener Stellen, die sich seit dem Jahr 2010 mehr als verdoppelt hat. Die zweite Kurve sank drastisch nach unten. Sie stand für die Anzahl an Arbeitslosen, die auf eine offene Stelle entfallen. In 2010 waren es noch mehr als 3,5 Beschäftigungssuchende, in 2022 werden es weniger als 1,5 sein. Beide Statistiken sind an sich sehr erfreulich, vor allem für diejenigen Betrachter, die noch die Zeiten hoher Arbeitslosigkeit miterlebt haben.
Rare Fachkräfte
Nur, ein florierender Arbeitsmarkt kann es nun mal mit sich bringen, dass die Fachkräfte knapp werden. Daran haben auch die wirtschaftlichen Belastungen durch die Corona-Pandemie kaum etwas geändert. Zurzeit herrscht Fachkräftemangel vor allem in der Pflege, in den medizinischen Berufen, im Bau und Handwerk sowie im IT-Bereich, sprich: in der Informationstechnologie. Verstärkt werden solche Engpässe künftig durch die demographische Entwicklung, dass also viele ältere Menschen in den Ruhestand gehen und weniger junge Kräfte ins Berufsleben eintreten.
Zuwanderung ist nötig
Wie kann man Abhilfe schaffen? Zum einen dadurch, dass die erwerbsfähige Bevölkerung besser ausgebildet wird und mehr arbeitet. Zu den Vorschlägen gehören auch solche - bestimmt nicht auf Begeisterung stoßende - Maßnahmen wie längere individuelle Arbeitszeiten oder die Rente mit 70. Aber selbst dann blieben Lücken am Fachkräftemarkt. Wir brauchen also die Zuwanderung, erläuterte Expertin Tanja Fendel ausführlich anhand etlicher Grafiken, welche an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen.
Fachkräfteeinwanderungsgesetz
Deswegen gibt es seit dem 1. März 2020 das Fachkräfteeinwanderungsgesetz für Menschen, die von außerhalb der EU kommen. Es erlaubt ihnen unter bestimmten Voraussetzungen die sogenannte Erwerbsmigration, das heißt, dass sie nicht deshalb einwandern, weil sie verfolgt werden, sondern weil sie eine gute Arbeitsstelle suchen. Dabei gelten drei Mindestanforderungen:
- Der Zuwanderer - oder natürlich die Zuwanderin - hat einen Hochschul- oder Berufsabschluss.
- Diese Qualifikation ist gleichwertig gegenüber einem deutschen Abschluss.
- Und der Zuwanderer hat mit einem Arbeitgeber in Deutschland einen Arbeitsvertrag abgeschlossen für eine Stelle, die seiner Qualifikation entspricht.
Anerkennungsprozess
So einleuchtend diese Bedingungen auch sein mögen, so mühsam ist ihre Prüfung im Einzelfall durch den sogenannten Anerkennungsprozess. Das schilderten die Beraterinnen Ipek Altinisik und Dr. Brigitte Eisele von der Handwerkskammer Schwaben am Beispiel eines albanischen Zahntechnikers: Sie hatten unter anderem detailliert die deutsche Ausbildungsordnung mit der seines Heimatlandes verglichen und recherchiert, welche Nachqualifikationen notwendig sind. Auch der künftige Arbeitgeber gab sein Bestes und fand hier nach langem Suchen eine Wohnung für den in Albanien wartenden Zahntechniker.
Integration beim SeniorenWohnen Ludwigsfeld
Auf weitere Vorträge und Arbeitskreise folgte zum Abschluss eine Podiumsdiskussion. Mit dabei war auch Ralf Waidner, der Einrichtungsleiter vom SeniorenWohnen Ludwigsfeld. Für ihn gehört es zum täglichen Brot, ausländische Pflegekräfte zu finden und zu integrieren. Dabei machte er auch schon mal in seinem Urlaub eine Motorradtour in das Heimatland einiger ausländischer Mitarbeiter. Er wollte sie noch besser verstehen und deswegen ihre Herkunft näher kennenlernen.
Eine Empfehlung gab Ralf Waidner in der Diskussionsrunde seinem Publikum mit auf den Weg: Auf die Mischung kommt es an, sprich: Wenn ein Unternehmen mehrere ausländische Fachkräfte beschäftigt, sollten diese nicht nur aus einem einzigen Land, sondern aus verschiedenen Regionen kommen. Dann fällt es ihnen leichter, sich im neuen Betrieb zu integrieren und die hiesigen Arbeitsanforderungen und -grundsätze anzunehmen. So finden sie auch die Anerkennung, die sie für ihre gute und wichtige Arbeit verdienen.

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