Sprachkurs anno 1951
Unalltägliche Alltagsgeschichten
eg. "Als ich elf Jahre alt war, wanderte meine Familie mit mir nach Argentinien aus. Ich fand mich also in Buenos Aires in einem Klassenraum wieder, ohne ein Wort Spanisch zu verstehen!
Nun saß ich eben da und langweilte mich, da ich ja den Ausführungen der Lehrerin nicht folgen konnte...
Immerhin hatte ich ein leeres Heft und einen Bleistift dabei. So fing ich an, in selbiges zu krikseln, und kam bald auf die Idee, die Blätter in kleine Quadrate einzuteilen und in jedes einen Gegenstand oder vielleicht ein Kind und vieles mehr hineinzuzeichnen.
In der Pause schob ich sodann Heft und Bleistift zu meiner Nebensitzerin, welche auch schnell begriff, dass ich wünschte, sie solle unter die kleinen Bildchen das passende Wort in ihrer Sprache schreiben.
Andere Kinder wurden aufmerksam und boten mir ihre Buntstifte an... Welch ein Luxus! Als Flüchtlingskind hatte ich noch nie selber welche besessen!
Der Lehrerin entging natürlich nicht, dass ich stets von Kindern umgeben war, und so ließ sie sich mein Heft zeigen... Dabei zückte sie mehrfach den Rotstift - nicht nur wegen gelegentlicher grammatikalischer Fehler - Nein! Manche Kinder hatten sich auch einen Jux erlaubt und zuweilen absichtlich ein falsches, skurriles oder vielleicht wenig elegantes Wort unter meine Bildchen geschrieben!
In den Pausen wichen die Kinder nicht von meiner Seite und nannten mir die Bezeichnung der Dinge um uns herum und freuten sich, wenn ich das Gesagte einigermaßen verständlich nachzusprechen vermochte.
Wen wundert es, dass ich in kürzester Zeit die neue Sprache beherrschte und einfach dazugehörte...
Heute noch pflege ich den Kontakt zu einigen meiner damaligen Mitschülerinnen."

"Ich bin nur froh, dass alles so gut ausgegangen ist"
SeniorenWohnen Ludwigsfeld - die hundertjährige Bewohnerin Charlotte Wahls erzählt aus ihrem Leben