Vom Attentatsopfer zum Betreuungsassistenten
Hady Jako: Buchautor und tätig beim SeniorenWohnen Ludwigsfeld
haja/hs. Hady Jako wuchs im Nordirak auf, nahe an der syrischen Grenze. Genauer gesagt, lebte er in dem Dorf Gohbal im Norden des Distriktes Shingal in der Provinz Ninive. Seine Heimat gilt auch als Land der Eziden. Diese haben ihre eigene alte Religion, das Ezidentum. Es ist - so Hady Jakos Kurzbeschreibung für Laien - "ähnlich wie katholisch".
Schöne Jugendzeit
Jahrzehntelang lebten Angehörige verschiedener Religionen friedlich nebeneinander. So genoss der Ezide Hady Jako eine unbeschwerte Jugend. Er ging zur Schule und widmete sich dann der Schafzucht, von der seine große Familie lebte. Die Arbeit in der Natur und mit den Tieren machte ihm Spaß, auch wenn es manchmal eine Herausforderung war, abhanden gekommene Schafe bei ihren verbotenen Streifzügen durch leckere Weizenfelder wieder zu finden.
Das Attentat
Nach dem zweiten Irak-Krieg in 2003 änderten sich die Verhältnisse. Die Religionszugehörigkeit galt als immer wichtiger. Die Eziden sahen sich in einer zunehmend bedrängten Minderheit.
Am 27. März 2006 ging Hady Jako mit seinen Freunden, einigen Verwandten und vielen jungen Männern aus seinem Dorf zu einer Rekrutierungsstelle nahe der Stadt Mosul. Sie wollten künftig als Soldaten ihre Heimat verteidigen. Seine Tante hatte ihn zuvor angefleht, nicht zu gehen. Sie habe geträumt, es gebe ein Unglück.
Hady Jako stand gerade mit Freunden zusammen, als sich in der Nähe ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte.
Die Rettung
Als später Ärzte und Helfer an die Unglücksstelle kamen, legten sie alle Toten in Leichensäcke, um sie in ein Kühlhaus zu bringen. Auch der zur Unkenntlichkeit verunstaltete Hady Jako wurde in einen solchen Sack gesteckt. Kurz bevor er abtransportiert werden sollte, machten die Helfer eine Zigarettenpause. Gerade in diesem Moment kam ein amerikanischer Arzt dazu. Er öffnete den schon geschlossenen Leichensack von Hady Jako und stellte fest, dass dieser noch lebte. Wieso der unbekannte Arzt ausgerechnet bei ihm nochmals nachsah, weiß der Gerettete bis heute nicht.
Weitere Retter waren die Ärzte in dem amerikanischen Krankenhaus, in das er gefahren wurde. Sie waren selbst erstaunt darüber, wie sie es doch noch geschafft hatten, dass ihr Patient überlebte und sogar künftig wieder gehen konnte.
Die Flucht
Hady Jako kam wieder nach Hause, mit einem verstümmelten Arm und einem unbrauchbaren Auge. Schon bald wurde ihm klar: Er kann als behinderter Ezide nicht mehr in seiner Heimat bleiben. So floh er am 27. März 2009 nach Deutschland, in einer abenteuerlichen Tour: Mal lag er versteckt in einem Pkw, dann in einem Lkw, dann unter einem Lkw - nämlich eingezwängt bei der Radaufhängung, ganze 17 Stunden lang.
Irgendwann wurde er abgesetzt. Er stand alleine auf einer Straße, ohne Handy, ohne ein Wort Deutsch sprechen zu können und ohne zu wissen, wo er überhaupt war. Ein vorbeikommender Araber erklärte ihm, er sei tatsächlich in Deutschland, in einer Stadt namens München. Ein Mann aus Afrika half ihm, von einer Telefonzelle aus seinen Bruder zu Hause anzurufen und mitzuteilen, dass er die Reise überlebt hatte. Ein in gebrochenem Englisch angesprochener Polizist brachte ihn zur Polizeistation und forderte einen Dolmetscher an. So nahm der Start in der neuen Heimat seinen geordneten Lauf.
Der neue Start
Hady Jako lernte die deutschen Bürokratie kennen, dann erlernte er die deutsche Sprache und anschließend den Beruf des Betreuungsassistenten. Viele Menschen haben ihm geholfen, seinen Weg zu finden und zu gehen. Auch das schildert er in seinem 2020 erschienenen Buch "Explosion und dann? Mein Weg - Mit Hoffnung im Gepäck". Man erhält es in jeder Buchhandlung. Es ist so spannend geschrieben, dass Lebensfreude-Autor Dr. Helmut Schomaker es nicht mehr aus der Hand legen konnte und an einem Nachmittag verschlungen hat.
Menschen betreuen
Was macht nun Hady Jako seit 2016 als Betreuungsassistent im SeniorenWohnen Ludwigsfeld. Er kümmert sich darum, dass die Bewohnerinnen und Bewohner über eine gute Pflege hinaus Anregungen und Ansprache erhalten. Dazu gehören Aktivitäten in der Gruppe und vor allem Einzelgespräche. Die meisten der älteren Menschen haben sehr viel zu erzählen, und Hady Jako besucht jeden von ihnen. Auf Wunsch massiert er auch ihre Hände.
Bereits in seiner alten Heimat lag ihm der Umgang mit älteren und eventuell verwirrten Menschen sehr. Jetzt hat er diese Gabe zu seinem Beruf gemacht.
Und er lernt immer dazu, beispielsweise Englisch, das eine Bewohnerin gemeinsam mit ihm übt. Als die Dame nach einem Schlaganfall ins Krankenhaus musste, sagte sie ihrer Tochter, sie freue sich schon darauf, wieder ins SeniorenWohnen zu kommen und ihren Hady zu sehen.

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Rechtsanwältin und Zertifizierte Mediatiorin Gabriele Schmidt Fachanwältin für Arbeitsrecht und Erbrecht