Ausgabe vom 19. September 2020 - Geniessen & Erleben

Heimlich aufs Gymnasium

Unalltägliche Alltagsgeschichten

hs. Das Mädchen war eine gute Schülerin und wollte nach der Grundschule aufs Gymnasium. Das hätten ihre Noten allemal gerechtfertigt. Sie durfte aber nicht. Ihr Vater war dagegen: Frauen kriegen Kinder. Wofür brauchen sie da aufs Gymnasium?

Diese Geschichte trug sich übrigens im Raum Ulm zu. Es ist unschwer zu erkennen: Sie fand schon vor einigen Jahren - genauer gesagt: Jahrzehnten - statt. Heutzutage wären solche Diskussionen wohl kaum vorstellbar.

Aber damals war es eben so. Darum ging das Mädchen auf die Hauptschule. Und sie hatte es dort nicht immer leicht. Vor allem, wenn Klassenarbeiten geschrieben worden waren. Einige Schulkameraden, die mal wieder eine Sechs kassiert hatten, verlangten dann vom Lehrer, er möge die Arbeit wiederholen, sie sei einfach zu schwer gewesen. Ungeschickterweise antwortete der Lehrer nur: "Solange die Karin" - so nennen wir hier das Mädchen - "Einser schreibt, kann es schon nicht so schlimm gewesen sein". Daraufhin standen durchaus mal wutentbrannte Mitschüler mit gezücktem Messer vor Karin, um sie für die kommenden Klassenarbeiten zu mehr Solidarität zu motivieren.

Nach ein paar Jahren bestand die Möglichkeit, auf eine weiterführende Schule zu wechseln. Jetzt wollte Karin unbedingt aufs Gymnasium - aber ihr Vater wollte immer noch nicht zustimmen. Karins Freundin erging es ebenso. Die Noten stimmten, doch der Vater war dagegen.
Da besorgten sich die beiden Mädchen die für einen Schulwechsel erforderlichen Formulare, nahmen sie mit nach Hause, füllten sie aus und ... unterschrieben sie. Aber nicht mit ihrem Namen, sondern mit dem Namen der Eltern. Sie gaben die mit gut gefälschten Unterschriften versehenen Formulare wieder in der Schule ab und gingen kurz darauf aufs Gymnasium.

Bei Karins Freundin wusste zumindest die Mutter davon. Sie behielt das Geheimnis für sich, der Vater durfte davon nichts erfahren.

Bei Karin wussten weder Vater noch Mutter von dem Schulwechsel. Sie dachten, ihre  Tochter geht brav auf die Schule, die sie ihr zugestanden hatten. Einmal wunderte sich die Mutter zwar etwas, weil ihre Tochter neuerdings so oft in der Bibliothek war. Karin gab ihr einleuchtende Erklärung, und die Mutter wunderte sich nicht mehr. Tatsächlich lernte Karin dort Mathe. Denn nach einer der ersten Mathematikstunden war sie zu ihrem Lehrer gegangen, um sich beschweren: Mathematik habe etwas mit Zahlen zu tun, das habe sie in ihrer bisherigen Schule gelernt. Er, der Lehrer, rechne aber mit Buchstaben, das sei doch hier kein Deutschunterricht. "Nein, das ist auch kein Deutschunterricht, sondern Algebra. Das musst Du lernen." Und um das zu tun, ging Karin nach dem Unterricht noch eifrig in die Bibliothek.

Sie vergingen die Monate. Karin und ihre Freundin machten sich gut in der neuen Schule. Bis das erste Jahr zu Ende ging, und es, wie jedes Jahr, Zeugnisse gab, und die Eltern, wie jedes Jahr, die Zeugnisse sehen wollten. Denn was steht auf den Zeugnissen? Der Name der Schule. Und als da der Name einer ganz anderen Schule stand, fielen die Eltern aus allen Wolken - bei Karin beide Elternteile, bei ihrer Freundin ja nur einer. Es gab - wie damals bei solchen Anlässen üblich - einen Riesenärger und irgendwann ein Einsehen. Seitdem gingen die Freundinnen auch ganz offiziell in ihr Gymnasium.  Sie machten das Abitur, studierten - Karin Ingenieurwesen, ihre Freundin Betriebswirtschaft - und sind jetzt erfolgreich im Beruf. Und Kinder haben sie trotzdem.


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