Was sind Aufstellungen?
hs. Was macht man in einem solchen Fall? Gute Tipps geben? Dass der Angestellte früher Feierabend machen sollte, wusste er schon. Aber er schaffte es - wie an früheren Arbeitsstellen - einfach nicht. Brigitta Egly arbeitet deswegen gerne mit „Aufstellungen“. Sie sollen den Klienten den Zugang zu Lösungen zu eröffnen, die sie schon in sich tragen. Brigitta Egly hat der Lebensfreude geschildert, wie solche Aufstellungen ablaufen können: In einem Raum werden Plätze vergeben für Personen, welche vermutlich an dem Problem beteiligt sind. Auf den Positionen stehen dann meist nicht diese Personen selbst. Denn sie sind in den seltensten Fällen anwesend. Stattdessen werden Stellvertreter aufgestellt. Das können andere Gruppenteilnehmer sein. Sie kennen denjenigen, dessen Rolle sie einnehmen, in der Regel nicht. Trotzdem denken, spüren und fühlen sie in seiner Position anscheinend so wie er. In einer Aufstellung verkörperte beispielsweise ein Teilnehmer den ihm unbekannten Onkel des Klienten. Plötzlich tat ihm die Schulter weh. „Dort“, erklärte der Klient, „hatte mein Onkel eine Kriegsverletzung.“
Unser überlasteter Angestellter war jedoch in einer Einzelbehandlung. Wer repräsentiert dann die Beteiligten? Sogenannte Systembretter, also Platten, die auf den Boden gelegt werden. Ausgelegt wurden unter anderem ein Brett für den Chef und eines für den Klienten. Dann stellten er und auch Brigitta Egly sich auf die Bretter. Sie beobachten, welche Empfindungen in ihnen aufstiegen. Es bestätigte sich der Eindruck aus dem Behandlungsvorgespräch: Der Angestellte hatte Denken und Werte des Chefs vollständig übernommen. Er wollte genau das tun, was der Chef tagtäglich tat und von seinen Mitarbeitern erwartete: sich vollständig für die Firma aufopfern. Deswegen ließ Brigitta Egly ihren Klienten zu seinem Chef(brett) „heilende“, abgrenzende Sätze sagen wie: “Ich bin ich und Du bist Du!“ Nun legte sie ihren Schal zwischen Chef und Angestellten. Dieser fühlte sich schon besser. Noch besser ging es ihm, als der Schal Verstärkung erhieltvon einer spanischen Wand. Der Angestellte bekam nun die Energie zurück, die bisher sein Chef verschlungen hatte. Durch symbolische Armbewegungen nahm er diese Energie in sich auf. Irgendwann kamen Schal und spanische Wand wieder weg. Brigitta Egly begann, in der Rolle des Chefs auf den Angestellten zuzugehen, in dessen Raum einzudringen. Sie forderte den Angestellten auf, dies nicht zuzulassen, Grenzen zu setzen. Das fiel ihm sehr schwer. Doch er rang sich dazu durch, sie an den Schultern zu packen und zurück zu drängen. Er spürte, wie gut es ihm tat, seinen eigenen Raum zu bewahren.
Das Ergebnis der Behandlung, die hier nur auszugsweise geschildert wurde: Der Klient sprach mit seinem Chef, also dem wirklichen Chef. Er stieß auf völliges Unverständnis und kündigte - ein rettender Schritt, der früher undenkbar war.
