Mit den Erinnerungen erwacht die Lebensfreude
Betreuungsarbeit im Seniorenstift St. Michael
hs. Menschen ziehen in eine Senioreneinrichtung, um gut versorgt zu werden. Doch in der Regel gehört mehr dazu, damit sie sich wohlfühlen. Sie brauchen auch Ansprache, Anregungen, Aktivitäten... Denn ältere Menschen sind oft konfrontiert mit Einsamkeit, Langeweile und dem Gefühl der Hilflosigkeit. Hier kann gute Betreuungsarbeit Abhilfe schaffen, erklärt Karmen Batistic Nardin, die Einrichtungsleiterin vom Seniorenstift St. Michael in Neu-Ulm.
Im Abenteuerland
Betreuung bildet einen Schwerpunkt in dem Neu-Ulmer Seniorenstift. Denn es arbeitet nach der Pflegephilosophie "Eden-Alternative". Deren Ziel besteht darin, "das Wohlbefinden aller in der Einrichtung lebenden und arbeitenden Menschen zu verbessern."
Das zeigt sich schon an der Facebook-Seite von St. Michael: Man kann fast den Eindruck gewinnen, dass die Menschen hier nicht in einer Senioreneinrichtung, sondern in einem Abenteuerland leben: Aus ihren früher oft gekochten Rezepten stellen die Hausbewohner Kochbücher zusammen. Dazu gehört es natürlich, die Gerichte vorher gemeinsam zuzubereiten und sich dann schmecken zu lassen. Die Bewohner pflanzen und ernten in Hochbeeten duftende Kräuter oder leckere Gurken und Salate. Sie erhalten Besuch von Schülern der St. Michael-Grundschule, um mit ihnen beispielsweise Halma zu spielen. Sie machen aus süßen Erdbeeren feine Kuchen und die beste Seniorenstift St. Michael Marmelade 2022.
Dabei tut ihnen besonders gut, dass Erinnerungen geweckt werden, etwa an schöne Erlebnisse oder an Arbeiten, die sie früher gerne gemacht haben. Durch eine solche "Biografiearbeit" können sie wieder mehr Schwung, Zuversicht und Lebensfreude gewinnen.
Betreuerin Mia
Als feinfühlige Biografiearbeiterin bewährte sich auch "Mia", eine Golden Retriever-Hündin aus der Nachbarschaft. Ihrer Besitzerin fiel auf, dass Mia beim Gassigehen immer in Richtung des Seniorenstiftes strebte. Da das Tier zu dieser Zeit zum Therapiebegleithund ausgebildet wurde, lag der Schluss nahe, dass es die für seine Ausbildung erforderlichen Praxiseinsätze unbedingt im St. Michael absolvieren wollte. Mit diesem Wunsch rannte es bei der Einrichtungsleitung offene Türen ein. Mia kam also ins Seniorenstift, bestaunte und beschnuppert alle und alles, erhielt viel Streicheleinheiten und erfüllte - unter fachkundiger Anleitung ihrer Besitzerin - Arbeitsaufträge, welche ihr die Bewohner gaben. Sie wurde auch in der Einzelbetreuung eingesetzt. Dabei "knackte sie eine wirklich harte Nuss": Ein an Demenz leidender, verschlossener Herr, der alle therapeutischen Zuwendungen mit unerschütterlicher Gleichgültigkeit abgeblockt hatte. Bei Mia hingegen taute er auf. Er streichelte sie, gab ihr Leckerlis und lächelte so froh, wie man es an ihm schon lange nicht mehr gesehen hatte.
