Grab auf Vorrat
Unalltägliche Alltagsgeschichten
hs. Nicht nur im Schwabenländle kann man sparen: Eine nahe Köln lebende Familie hatte das Grab der Urgroßeltern aufzulösen. Der Opa befand, "der Grabstein ist noch gut".
Deswegen ließ er das gewichtige Stück über eine nicht unerhebliche Distanz zu seinem Wohnort transportieren, zu einem Steinmetzbetrieb. Dort standen sie nun - der Steinmetz, der Opa und natürlich der Grabstein.
Dieser wurde von den alten Inschriften befreit, und Opa gab den Auftrag, gleich seinen Namen und das Geburtsdatum einzumeißeln. Er lebte zwar noch, aber wer weiß, wie lange. Und warum sollte er sich nicht auf den Fall der Fälle bestens vorbereiten?
Natürlich musste auch die Oma mit auf den Grabstein. Der Steinmetz machte sich ans Werk und fragte mitfühlend: "Wann ist denn Ihre Frau verstorben?" "Wieso verstorben, die kocht gerade das Mittagessen."
Also wurden Oma und Opa auf dem Grabstein verewigt, mit Name, Geburtsdatum und einem noch offenen gelassenen Sterbetermin.
Nun ist Opa nicht der Mann, der halbe Sachen macht. Also ließ er den Grabstein auf dem Familiengrab aufstellen, und zwar so, dass davor genug Platz blieb für ihn und seine Frau.
Dann ließ er beide Gräber schön anlegen, damit sie im Ernstfall nur noch "bezogen" werden mussten. Nach getaner Arbeit stellte sich Opa stolz vor seine angehende letzte Ruhestätte und machte ein Selfie: "Ich und mein Grab!"