Die entdeckte Schwester
Cornelia Herold über Familienaufstellungen
Eine Klientin hatte depressiven Verstimmungen. Ich machte mit ihr eine Familienaufstellung. Aufstellungen werden eingesetzt, um unbewusste Belastungen aufzuzeigen und zu bereinigen. Gearbeitet wird in Einzelsitzungen oder in einer Gruppe, deren Teilnehmer sich meist nicht näher kennen.
Zunächst fragte ich die Klientin, wer alles zu ihrer Herkunftsfamilie gehört. „Mein Vater, meine Mutter, mein Bruder und ich“. Sie wählte nun für jedes Familienmitglied aus der Gruppe einen Stellvertreter aus. Doch alle Stellvertreter blickten auf einen freien Platz im Raum, wie wenn dort noch jemand fehlt. Die Klientin erklärte: „Es gibt niemanden, wir sind nicht mehr“. Schweigen, allen Stellvertretern ging es immer schlechter. Plötzlich fiel der Klientin ein: „Ich hatte noch eine Schwester, sie ist schon vor meiner Geburt verstorben. Darüber wurde nie geredet, es war ein Tabu“. Sie suchte für die Schwester einen Stellvertreter aus und stellte ihn auf den Platz, auf den alle schauten. Die Stellvertreter atmeten erleichtert auf. „Auch Du gehörst dazu und hast einen Platz in unserem Herzen! Bitte schau gut auf uns, wenn wir weiterleben“, war hier der passende, befreiende Lösungssatz.

Wer bin ich, was will ich, was tu‘ ich dafür?
Barbara Kinder vom ZNH über ein Selbsterfahrungs-Seminar