"Doch ich habe Glück gehabt!"
Anneliese Tietze, eine Bewohnerin des SeniorenWohnen Ludwigsfeld, berichtet aus Ihrem Leben
hs. Als sie den Besucher in ihrem hellen Zimmer begrüßt, liest sie gerade die örtliche Tageszeitung, die Südwest Presse: "Die ist aus dem Raum. Ich kenne alles, worüber sie berichtet. Es ist wichtig, dass ich teilhabe am Leben!" Sehr zur Beruhigung ihres Gesprächspartners zieht sie auch ein Lebensfreude-Exemplar aus dem Stapel, der auf ihrem Schreibtisch liegt: "Die lese ich auch, nur nicht auf einmal, sondern immer wieder, weil so viel drinsteht." Dann lobt sie den unterhaltsamen Schreibstil, und ihr Besucher ist restlos begeistert von dem gemeinsamen Termin, bevor dieser überhaupt so richtig angefangen hat.
Im Viehwagon nach Weißenhorn
In unserer Region, für die sich Anneliese Tietze so sehr interessiert, lebt sie, seitdem sie als sechsjähriges Kind mit ihrer zehn Jahre älteren Schwester, ihrer Mutter und mit der Großmutter in Weißenhorn ankam - in einem nur mit Stroh ausgelegten Viehwagon. Die Familie war, wie viele andere Sudetendeutsche auch, nach Ende des zweiten Weltkrieges aus der Tschechei nach Deutschland vertrieben worden. Für die Erwachsenen bedeutete der Verlust ihrer Heimat eine Katastrophe. Die kleine Anneliese sah darin eher ein aufregendes Abenteuer.
Tschechisches Landleben
Geboren wurde sie am 10. November 1939 in der tschechischen Gemeinde Kukrowitz, weiter aufgewachsen ist sie in dem nahegelegenen Ort Lodenitz. An ihren Vater hat sie kaum eine Erinnerung. Denn er fiel im Krieg, als sie drei Jahre alt war. Er stammte aus einem Bauernhof mit 9 Kindern. Da nur eines der Geschwister den Betrieb fortführen konnte, erhielten die anderen einen Ausgleich. Auch der Vater bekam seine Abfindung: eine Kuh. Sie trug - unterstützt von Hühnern und Kaninchen - erheblich zum Lebensunterhalt der Familie bei.
Start in der neuen Heimat
In der Umgebung gab es keine Industrie, dafür umso mehr große Bauernhöfe. Bei ihnen arbeitete die Mutter, um die Familie durchzubringen. Das war ihr Glück, als sie in Weißenhorn aus dem Viehwagon stiegen. Denn ein dort wartender Herr fragte die Frau, ob sie sich in der Landwirtschaft auskenne. Als sie erwiderte, dass sie bisher eigentlich nichts anderes gemacht habe, bekam sie sofort eine Stelle. Der Weg in die neue Heimat war geebnet.
Die Familie
Tochter Anneliese wuchs in der Region auf und absolvierte eine hauswirtschaftliche Lehre. Anschließend erhielt sie eine Stelle bei dem renommierten Textilunternehmen Steiger & Deschler in Ulm-Söflingen im Einkaufs- und Dispositionsbereich. Im Unternehmen lernte sie ihren Mann kennen. Das Paar heiratete und bekam zwischen 1958 und 1965 vier Töchter. Zunächst lebten sie sehr beengt in Söflingen in einer 3 Zimmer-Wohnung ohne Bad und mit außenliegendem WC im Treppenhaus. 1967 zogen sie in eine schon deutlich komfortablere Wohnung in Neu-Ulm Ludwigsfeld und schließlich in ein eigenes Haus. Hier wurde ein langersehnter Wunsch der Kinder wahr: Jedes von ihnen hatte sein eigenes Zimmer. Um die Finanzierung zu stemmen, nahm der im Schichtbetrieb arbeitende Familienvater noch eine Nebentätigkeit als Hausmeister an.
Neues Glück
Doch irgendwann brauchten die Töchter keine Zimmer mehr. Sie wurden erwachsen und zogen aus, um bald ihre Familien zu gründen. Im großen Haus machte sich Stille breit und die Erkenntnis, dass sich die Eheleute auseinandergelebt hatten. Es kam zur Scheidung. Der Mann konnte in dem heißgeliebten Haus bleiben, weil seine Frau auf ihren Anteil daran verzichtete und einfach auszog. Sie pflegten nach wie vor eine gute Kommunikation, schon wegen der Kinder, die klarstellten: "Wir können nichts dafür, dass Ihr Euch habt scheiden lassen!"
Doch die ehemaligen Eheleute hatten Glück. Beide fanden neue Partner, welche besser zu ihnen passten: Die zweite Frau des Ehemannes unterstützte ihn stark bei seinem schon lang erträumten Vorhaben, sich selbständig zu machen. Anneliese Tietze und ihr neuer, 10 Jahre älterer Mann unternahmen viel gemeinsam und führten eine sehr harmonische Ehe.
Nirgendwo so schön
Nach seinem Tod in 2014 und einer Viruserkrankung, bei der sie ein Bein verlor, kam sie zu einer Tochter. Als sie das zweite Bein ebenfalls aufgeben musste, wurde ihr klar, dass sie nun professio-nelle Pflege benötigt. Sie zog ins SeniorenWohnen Ludwigsfeld, und zwar ausgerechnet im Coronajahr 2020. Mittlerweile wohnt sie im vierten Stock in einer modernen, freundlichen und behindertengerechten Wohnung mit Balkon und Aussicht über Ludwigsfelds Dächer. Hier fühlt sie sich pudelwohl: Es kommt jemand, wenn sie ihn ruft. Es kommt niemand, wenn sie niemanden brauchen kann. Alles wird erledigt. Sie fährt selbständig mit einem motorisierten Rollstuhl im Haus umher. Sie hat auch mit ihrem Altersruhesitz Glück gehabt: "So schön kann ich es nirgendwo haben!"
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