Reden ist Silber, Ihr Auftritt Gold
Spielend zur erfolgreichen Präsentation
vr. Der Redner steht während seines gesamten Vortrages hinter dem Rednerpult. Den Blick starr auf sein Manuskript geheftet, liest er den kompletten Vortrag mit leiser, monotoner Stimme von seinen Notizen ab. Seine Hände halten das Pult krampfhaft umfasst und lösen sich nur, damit er sich die Haare aus dem Gesicht streichen kann. Und das ziemlich häufig. Nach dem zehnten Mal zwinge ich mich, nicht weiter mit zu zählen, sondern mich stattdessen auf seine Worte zu konzentrieren. Was mir sehr schwer fällt. Schon, um ihn akustisch verstehen zu können, ist hohe Konzentration erforderlich – von den Inhalten bekomme ich verschwindend wenig mit.
Zum Glück habe ich eine Chance auf Wiederholung: Denn der vermeintlich bedauernswerte Redner ist kein nervöser Neuling auf der Bühne. Es handelt sich vielmehr um einen Profi, der nur gerade eine grandiose Vorstellung davon abgegeben hat, wie man einen Vortrag NICHT halten sollte. Beim zweiten Durchgang ist sein Inhalt zwar so gut wie unverändert, sein Auftritt allerdings nicht wieder zu erkennen: Völlig frei von Skript und Pult trägt er seine Inhalte lebendig vor. Dieses Mal kann ich mich ganz entspannt in meinem Sitz zurücklehnen und seinen Vortrag genießen.
Was den Unterschied ausmacht?
Ein und dieselbe Präsentation kann ganz unterschiedlich wirken, je nachdem wie sie vorgetragen wird – der Auftritt beeinflusst das Verständnis der Inhalte in hohem Maße. Ein guter Auftritt macht aus schlechten oder fehlenden Inhalten keinen guten Vortrag. Dennoch ist der Fokus darauf entscheidend, damit Ihre Aussagen auch wahrgenommen werden. Was hat der Redner im vorangegangenen Beispiel beim zweiten Durchgang verändert? Seine Stimme wurde kraftvoller und abwechslungsreicher, er hat sich seinem Publikum zugewandt und mit ausdrucksvoller Gestik seine Inhalte unterstrichen.
Üben durch Improtheater
Wie gelingt auch Ihr Auftritt bei Ihrer nächsten Präsentation? Durch Üben, Üben, Üben. Wenn Sie wenig Gelegenheiten dazu haben, schaffen Sie sich welche. Suchen Sie sich Gleichgesinnte. Oder spielen Sie Improtheater. Denn viele der Fähigkeiten, die gute Improspieler auszeichnen, machen auch gute Redner aus: auf der Bühne mit Kreativität, Ausdruck und Stimme zu überzeugen. Und Improspielern steht ein reicher Fundus an Vorübungen und Spielen zur Verfügung, um ihre Fähigkeiten zu trainieren. Mit diesen Übungen können Sie auch spielend präsentieren lernen. Kostproben gefällig?
Konferenz der Tiere
Mit der „Konferenz der Tiere“ experimentieren Sie mit den Klangfarben Ihrer Stimme und erweitern sie: Schreiben Sie verschiedene Tiere, etwa Hund, Katze, Vogel, oder Elefant, auf Karteikärtchen. Jeder Mitspieler bekommt ein Kärtchen. Überlegen Sie sich, wie Ihr Tier klingen würde, wenn es sprechen könnte, und testen Sie diese tierische Stimme.Danach beginnt die Konferenz der Tiere: Alle Mitspieler laufen umher, sprechen beliebige „Konferenzteilnehmer“ an und tauschen einige Sätze Alltagskonversation in ihrer neuen Stimme aus. Danach wechseln beide ihre Karten, so dass Sie nun in die Haut – oder besser gesagt, in die Stimme – des anderen Tieres schlüpfen. Das spielen Sie so lange, bis alle die Chance hatten, ihre Stimme vielen verschiedenen Tieren zu leihen und so die verschiedensten Klangfarben auszuprobieren.
Testen Sie diese Stimmvarianz nun, wenn Sie Ihren nächsten Vortrag proben: Wie gut passt die schmeichelnde Stimme der Katze zu Ihrem Thema? Oder benötigen Sie eher die entschlossene, härtere Stimme des Hundes, um Ihre Aussage zu unterstreichen? Wenn Sie zur Hektik neigen, verleihen Sie doch mal der gemütlichen Gelassenheit des Elefanten Ausdruck.
Taubstummensprache
Nachdem Sie nun Ihrer Stimme Glanz und Ausdruck verliehen haben, trainieren Sie mit dem Improspiel „Taubstummensprache“ Ihre Gestik: Zwei Mutige stehen auf der Bühne:
Einer von ihnen hält einen wissenschaftlichen Vortrag zu einem Thema, das vom Publikum vorgegeben wird. Dabei kann es um den Ausdruckstanz von Bienen gehen oder um die Klassifizierung der schottischen Schlossgeister. Es können echte oder Fantasiethemen sein. Je weniger Ahnung die Vortragenden davon haben, umso besser, denn dann wird ihre Fantasie nicht durch Wissen beeinträchtigt.
Der Partner ist Simultanübersetzer und trägt den Vortrag in Taubstummensprache vor. Das heißt, er stellt jedes Wort des Sprechers durch eine Geste dar. Spielen Sie als dieser Partner den erzählten Text nicht pantomimisch nach, sondern „übersetzen“ Sie ihn tatsächlich Wort für Wort. Damit üben Sie, ohne viel nachzudenken schnell Gesten zu erfinden. Durch das hohe Tempo bleibt keine Zeit, darüber nachzudenken, ob die Geste originell ist oder gut zum Wort passt. Darum geht es auch nicht. Ziel ist es, zu entdecken, auf wie vielfältige Art und Weise Sie gestikulieren können. Erweitern Sie mit diesem Spiel Ihr Gesten-Vokabular.
Wenn Sie gerade keine Mitspieler haben, können Sie auch gut alleine üben: Übersetzen Sie die Nachrichten im Radio in Taubstummensprache – oder legen Sie sich hierzu ein Hörspiel ein.
Weitere Übungen
Ertappen Sie sich bereits dabei, diesen Text mit zu zwitschern oder haben Ihre Hände zu übersetzen begonnen? Dann machen Sie doch gleich weiter: Zahlreiche Übungen für Improspieler und Improspielerinnen finden Sie unter improwiki.com. Und eine Auswahl der besonders für Redner geeigneten Übungen enthält das Buch „Spielend Präsentieren – mit Improtheater zum Präsentationserfolg“. So können Sie nach Herzenslust (Impro) spielen und so ganz nebenbei Ihre Präsentationsfertigkeiten trainieren. Damit Ihr Publikum Ihnen ganz entspannt zuhören kann. Denn bereits der britische Staatsmann Winston Churchill wusste: „Eine gute Rede soll das Thema erschöpfen und nicht den Zuhörer“.
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