Helfender Gerichtsvollzieher

hs. Das Recht bringt nur dann etwas, wenn es auch durchgesetzt wird. Dafür sorgt unter anderem ein Gerichtsvollzieher. Dabei treibt er nicht nur von säumigen Schuldnern Geld ein. Vielmehr gehört es beispielsweise zu seinen wichtigen, aber nicht immer angenehmen Aufgaben, Mieter aus einer Wohnung zu entfernen, welche sie schon längst hätten räumen müssen.

Wegen einer solchen Zwangsräumung begab sich vor Kurzem ein Gerichtsvollzieher aus der Region zu einer rund 80-jährigen Dame. Sie lebte seit über 30 Jahren in einer 4-Zimmer-Wohnung, die sie nun wegen Eigenbedarfs der Eigentümer verlassen musste. Die Baugenossenschaft hatte ihr bereits eine 2-Zimmer-Wohnung angeboten. "Wo liegt dann das Problem?", könnte man fragen, zumal die kleinere Ersatzwohnu ng für eine Person viel passender ist.

Die Mieterin sah das ganz und gar nicht so: Wo sollte sie ihre Möbel unterbringen, in denen die Erinnerungen an die vergangenen Jahrzehnte mit ihrem verstorbenen Mann steckten?

Doch so leid die ältere Dame dem Gerichtsvollzieher auch tat, sie musste raus aus der Wohnung.

Nach dieser unerfreulichen Aktion hatte der Gerichtsvollzieher nachmittags einen Termin bei einer anderen Dame. Und was fragte diese ihn? "Ich habe gehört, dass eine alte Frau ihre Wohnung, in der sie seit Jahrzehnten lebt, räumen muss. Kann das wahr sein?" Der Gerichtsvollzieher war baff: "Woher wissen

Sie denn davon?" "Ich habe eine 3-Zimmer-Wohnung zu vermieten, und die alte Dame hat sich darum beworben. Jetzt überlege ich, ob ich sie nehmen soll." "Das können Sie getrost tun", antwortete der Gerichtsvollzieher. Er erklärte dass sie eine mustergültige, pünktlich zahlende Mieterin war, die nur wegen Eigenbedarf raus musste.

So bekam sie die Wohnung, dank des darüber sehr erleichterten Gerichtsvollziehers.