Ausgabe vom 14. September 2024 - Gesundheit

Endometriose

Das Chamäleon der Gynäkologie

Jede zehnte Frau ist von Endometriose betroffen. Trotzdem haben viele Menschen noch nie etwas von dieser Erkrankung gehört. Ernährungsexpertin Annkatrin Seidler gibt einige Einblicke, wie hier eine Umstellung der Ernährung den Körper unterstützen kann.

as. Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der sich gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe auch außerhalb der Gebärmutter befindet und niederlässt. Häufig bilden sich diese sogenannten Endometrioseherde im Bauchraum, am Darm oder an der Blase. Aber auch in der Lunge oder zwischen den Schulterblättern können diese Herde vorkommen.

Das Problem dabei ist, dass diese Zellen jeden Monat ebenfalls bluten. Da sie jedoch außerhalb der Gebärmutter liegen, kann das Blut nicht abfließen.

Das Immunsystem reagiert auf das Blut, welches dort nicht hingehört, und so entstehen schmerzhafte Entzündungen, Verwachsungen und Vernarbungen, die häufig im gesamten Bauchraum verteilt sein können. Die Diagnosestellung kann oft sehr langwierig sein und die Therapie sehr individuell.

Verschiedene Ernährungsweisen
Wichtig zu wissen ist, dass es nicht die eine Ernährungsweise bei Endometriose gibt, jedoch verschiedene Möglichkeiten, die persönlichen Symptome zu verbessern.

Die oft unbekannte, aber durchaus verbreitete Krankheit Endometriose zeigt sich an verschiedenen Beschwerden. Wie man diese durch eine andere Ernährung lindern kann, schildert Annkatrin Seidler von Mensch im Einklang.

as. Folgende fünf Möglichkeiten der Ernährungsumstellung sollen einen Einblick geben in das breite Spektrum der unterstützenden Wirkung von Ernährung.

1. Bei massiven Schmerzen während der Periode
Hier darf der Fokus auf eine antientzündliche Ernährung gelegt werden. Gerade die vermehrte Zufuhr von entzündungshemmenden Lebensmitteln - wie an Omega3 reiche Lebensmittel, Gemüse und Obst - kann den Körper während dieser Zeit unterstützen. Dasselbe gilt für die Reduktion von entzündungsfördernden Lebensmitteln, wie z.B. Zucker. Auch ein bewusster Fleischkonsum kann helfen, die Entzündungswerte zu reduzieren. Das kann zu weniger Schmerzen während und auch vor der Periode führen, wie Betroffene berichten.

2. Bei massiver Müdigkeit und Abgeschlagenheit
Ein schwerer Eisenmangel ist häufig die Ursache für diese massive Müdigkeit und sollte dringend vom Arzt abgeklärt werden. Oftmals kann mit Nahrungsergänzungsmitteln der Eisenmangel kurzfristig behoben werden. Im Anschluss lässt sich mit einer ausgewogenen und eisenreichen Ernährung der Körper gut versorgen.
Wichtig ist hier die ärztliche Abklärung und regelmäßige Nachkontrolle der Blutwerte.

Achtung bei Eisenpräparaten: Sie sollten mit einem an Vitamin C reichen Lebensmittel - z.B. Orangensaft oder Paprika - zu sich genommen werden und nicht in Kombination mit Kaffee. Vitamin C fördert die Eisenaufnahme, Kaffee kann diese verschlechtern.

3. Bei unspezifischen Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Endometriose tritt häufig in Kombination mit verschiedenen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien auf. Erschwerend hinzu kommt, dass bestimmte Lebensmittel an manchen Tagen gut vertragen werden, an anderen überhaupt nicht. Das hat nichts mit Einbildung zu tun, sondern liegt am Zyklus und oft auch am Histamingehalt der Lebensmittel. Hier hilft, ein Symptom- und Ernährungstagebuch zu führen, welches Aufschluss über die jeweilige Verträglichkeit des Lebensmittels gibt. Anhand dieses Tagebuches kann dann in Zusammenarbeit mit einer zertifizierten Ernährungsberaterin der persönliche Essensplan ausgearbeitet werden.

4. Bei starken Krämpfen während der Periode
Hier kann eine vermehrte Magnesiumzufuhr Wunder wirken. Viel Magnesium befindet sich in Vollkornprodukten, aber auch in Samen und Nüssen. Wer diese gerne knabbert, tut sich und seinen Krämpfen auf jeden Fall etwas Gutes.

5. Bei Lactoseintoleranz
Häufig tritt eine Endometriose in Kombination mit einer Lactoseintoleranz auf. Hier kann die Umstellung auf lactosefreie Lebensmittel eine Linderung herbeiführen.
Auch der Einsatz von Lactasetabletten - Tabletten, welche das lactosespaltende Enzym Lactase enthalten - kann die Lebensqualität der betroffenen Frauen deutlich verbessern.

Je nach persönlicher Situation
Wichtig ist zu beachten, dass ich hier nur Möglichkeiten geschildert habe, wie die eigene Ernährung umgestellt werden kann. Dabei sollten jedoch immer die persönliche Situation und Symptome unbedingt im Mittelpunkt stehen und daraufhin eine individuelle Lösung erarbeitet werden.

Austausch unter Betroffenen
Ich habe festgestellt, dass in den letzten Jahren immer mehr Frauen mit Unverträglichkeiten, Reizdarm-Thematiken und massiven Eisenmängeln zu mir in die Ernährungstherapie kamen. Was sehr auffällig war: Sie alle hatten Probleme rund um ihre Periode. Die meisten litten unter starken Schmerzen.
Um diesen Frauen optimal helfen zu können, habe ich mich gezielt in dem Bereich der Ernährung bei Endometriose weitergebildet und auch ein Jahresprogramm ins Leben gerufen, was den betroffenen Frauen dabei helfen soll, ihre Ernährung zu verbessern und sich mit anderen Frauen auszutauschen. Denn oft stoßen sie in ihrem Umfeld auf Unverständnis, was ihre Lage auch nicht gerade erleichtert.

Austausch mit dem Arzt
Ernährung bildet immer nur eine Säule der Therapiemöglichkeiten. Wichtig ist hier, im Austausch mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin zu bleiben und ganz gezielt und offen über die Möglichkeiten einer Ernährungsoptimierung zu sprechen.
Im Anschluss sollte eine zertifizierte Ernährungstherapeutin aufgesucht werden, die den betroffenen Frauen durch die Zeit der Umstellung hindurchhilft.

Kleine Änderungen können einiges bewirken
Eine Ernährungsumstellung gehört für mich zu den Säulen der Therapie bei Endometriose und kann helfen, die Beschwerden massiv zu verbessern, wie viele Klientinnen glücklich berichten. So ließen sich zum Beispiel bei einer Klientin die Blähbauchbeschwerden massiv reduzieren und bei einer anderen die Krämpfe während der Periode halbieren. Wenn das mal keine Erfolge sind! Und das nur durch ein paar einfache Umstellungen des Speiseplanes.

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