Ausgabe vom 27. April 2024 - Besser Leben

nak lieder brausen

Therapie bei Lese- und Rechtschreibschwäche

hs/ms. Macht es Spaß, folgenden Text zu lesen? "Der Trache nak lieder brausen spielen." So oder ähnlich entziffern Kinder mit Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS) die Worte, wenn sie die Buchstaben falsch zuordnen oder auslassen. Verwechselt werden - wie die Beispiele in nebenstehender Tabelle zeigen - vor allem Buchstaben, die ähnlich klingen oder aussehen.

Da wundert es nicht, wenn die betroffenen Kinder mit Texten wenig anfangen können und auf Buchgeschenke alles andere als begeistert reagieren. Die integrative Lerntherapeutin Michaela Schaal schildert hier, wie sie ihnen hilft, mit Freude richtig zu lesen und zu schreiben. Dann können sie auch verstehen, was mit dem anfangs zitierten Satz gemeint war: "Der Drache mag lieber draußen spielen."

Rund 8 bis 10% aller Kinder und Jugendlichen haben erhebliche Schwierigkeiten mit dem Lesen, Schreiben oder meist mit beidem. Jungen sind davon zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Mädchen.
Michaela Schaal bietet Schülern - und natürlich Schülerinnen - ab Ende der ersten Klasse eine integrative Lerntherapie. Die außerschulische Förderung verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. So geht es auch darum, das Selbstwertgefühl und die Lernmotivation zu verbessern.

Was geschieht beim Lesen und Schreiben?
Nehmen wir einmal an, das Mädchen Emma möchte "Nase" schreiben. Was passiert dabei:

  1. Emma hört das Wort.
  2. Sie zerlegt es im Kopf in Laute: (n) (a) (s) (e). Das sind nur die Laute, welche Emma hört. Es handelt sich noch nicht um die Buchstaben, die sie schreiben soll.
  3. Nun muss sich Emma daran erinnern, wie die Buchstaben für die Laute aussehen.
  4. Dann kommen die Buchstaben aufs Papier.
  5. Dabei muss Emma auch der Rechtschreibregel - zum Beispiel Großschreibung bei Nomen beziehungsweise Hauptwörtern - folgen.

Es sind also fünf Teilschritte nötig für ein kleines Wort ohne besondere Schwierigkeiten.

Schritte des Lesens
hs/ms. Beim Lesen leistet Emma sogar sechs Teilschritte:

  1. Sie erfasst das geschriebene Wort - beispielsweise "Banane" - mit den Augen.
  2. Sie nimmt die einzelnen Buchstaben wahr.
  3. Nun ordnet sie den Buchstaben auf dem Papier dem passenden Laut zu.
  4. Sie merkt sich die Laute und verbindet diese zu einem Wort.
  5. Das Ergebnis gleicht sie mit dem Wortspeicher in ihrem Kopf ab.
  6. Dann kommt ihr das Bild der Banane und somit das Textverständnis.

Anzeichen für Lese-Rechtschreibschwäche
Was wären mögliche Anzeichen dafür, dass es Emma Probleme bereitet, Buchstaben zu lesen? Sie hat Mühe, das Alphabet aufzusagen, Buchstaben korrekt zu benennen oder einfache Wortreime zu bilden. Wörter oder Wortteile werden ausgelassen, ersetzt, verdreht oder hinzugefügt. Emma liest sehr langsam und kann das Gelesene schwer verstehen.

Wenn das Schreiben Probleme bereitet, zeigt sich das an vielen Rechtschreibfehlern, ausgelassenen oder hinzugefügten Buchstaben, falscher Laut-Buchstabenzuordnung oder vertauschten Buchstaben.

Therapieplan
Weil Emma solche Schwierigkeiten hatte, wandte sich vor einiger Zeit ihre Mutter an Lerntherapeutin Michaela Schaal. Es gab zunächst ein kostenloses Erstgespräch, auch mit Emma. Denn das Mädchen bekam bereits Logopädie und Ergotherapie und hatte nachvollziehbarerweise überhaupt keine Lust zu weiteren Tests und Therapien.

Michaela Schaal gewann das Kind für einige Therapiestunden und baute in diese die nötigen förderdiagnostischen Tests ein. Nach einem Auswertungsgespräch wurde gemeinsam ein Förder- und Therapieplan erstellt und umgesetzt.

Wortgruppen
Michaela Schaal arbeitet nach dem Konzept der lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung von Carola Reuter-Liehr. Dabei unterscheiden man - vereinfacht dargestellt - drei Gruppen von Wörtern:

Lautgetreue Wörter: Sie machen rund 60% unseres Wortschatzes aus und werden genauso geschrieben, wie man sie spricht - zum Beispiel: "kommen".

Regelwörter: Sie lassen sich aus den lautgetreuen Wörtern ableiten, etwa "kommt" aus "kommen". Auch alle Nomen gehören in diese Gruppe, die einen Anteil von rund 30% am Wortschatzes hat.
Speicherwörter: Wie ihr Name verrät, müssen sie gespeichert, also auswendig gelernt werden. "Während" ist ein Beispiel für die Gruppe, welche - Gott sei dank - nur 10% des Wortschatzes bildet.

Emma steht damit nicht mehr einem Mischmasch unzähliger Worte gegenüber, die sie sich alle merken will. Vielmehr kann sie rund 90% aus dem Gehörten ableiten und muss nur die restlichen 10% "pauken". So ist von ihr keine Rede mehr von Therapiemüdigkeit. Im Gegenteil, sie möchte von Michaela Schaal mehr Hausaufgaben, liest und schreibt gerne, wendet die Strategien erfolgreich an und erklärt sie auch ihren Mitschülern.

Das Lernhaus
Entscheidend für den Lernerfolg ist also ein systematisches Vorgehen. Deshalb gilt auch als wichtigster Grundsatz der Förderung: Vom Häufigen zum Seltenen und vom Leichten zum Schweren.

Das zeigt Michaela Schaal den Kindern durch das Bild eines Hauses, eines Lernhauses.

Seine Stockwerke und Zimmer enthalten die verschiedenen Rechtschreibregeln - die einfachen im Keller und den unteren Stockwerken, die komplizierteren weiter oben und natürlich im Dachboden.

Auch Emmas Diktatfehler lassen sich hier eintragen, einordnen und so besser beheben.

Vergleicht man nun ihr aktuelles Lernhaus mit den früher ausgefüllten Lernhäusern, so fällt auf: Der Schwerpunkt der neuen Eintragungen wandert immer weiter nach oben, um irgendwann durch den Kamin zu verschwinden.

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