Ausgabe vom 23. November 2019 - Geniessen & Erleben

Das Märchen der zwölf Monate

Stefanie Keller erzählt ein Märchen aus Griechenland

sk. Es war einmal eine alte Frau, die war so arm, dass sie selbst im strengsten Winter kein Holz und keine Kohle kaufen konnte, um ihr kleines Häuschen zu heizen.
An besonders kalten Tagen stieg sie hinauf in den Bergwald und sammelte dürres Laub in einem Sack, um damit ihre Stube ein wenig zu wärmen.
Als sie einmal gerade wieder vom Laubsammeln zurückkam, sah sie in einer kleinen Höhle, in der sie sich sonst immer ausgeruht hatte, einen hellen Schein. Sie ging hinein und sah darin zwölf schöne, junge Männer sitzen.
„Seid gegrüßt“, sagte die alte Frau freundlich.
„Grüß Gott Mütterchen“, antworteten die zwölf Männer, „heute ist es ja schrecklich kalt!“
„So schlimm ist es nun auch wieder nicht“, meinte die alte Frau, „es ist eben Winter, da muss es doch kalt sein“.
Die jungen Männer sahen sich bedeutungsvoll an, sagten jedoch nichts dazu. „Magst du denn die Kälte lieber als die Hitze?“, fragte einer der zwölf Jünglinge. „Nein“, meinte das Mütterchen, „mir ist eigentlich alles recht!“
Da strahlten sich die zwölf Männer an und wollten wissen: „Du findest also keinen Monat schlecht, Mütterchen?“

„Nein“, sagte die Frau, „ich finde, dass jeder Monat auf seine Art schön ist.
Im Januar, da gibt es den Schnee,
im Februar den lustigen Fasching.
Im März, da blühen die Veilchen,
im April die Apfelbäume.
Im Mai duftet der Flieder.
Im Juni geht‘s ins Heu.
Im Juli werden die Kirschen reif.
Im August wird der Weizen golden.
Im September werden die Äpfel reif.
Im Oktober gibt‘s den Wein.
Der November webt alles in sanftem Nebel,
und im Dezember gibt es das Weihnachtsfest.
Nein, ich habe alle Monate gerne. So, jetzt muss ich wieder nach Hause.“
Sie stand auf, und die zwölf Männer halfen ihr, den Sack auf den Rücken zu heben. Wie sie aber zu Hause ankam und den Sack öffnete, was sah sie darin? Lauter Goldstücke! Von da an lebte sie glücklich und ohne Sorgen.
Im Nachbarhaus aber lebte auch eine alte Frau. Die hatte keine Ruhe, bis sie erfahren hatte, woher die andere all das Gold bekommen hatte. Sie ließ sich alles ganz genau erklären, nahm einen Sack, stopfte ihn voll mit trockenen Blättern und ging damit zur Höhle hinauf.
Und tatsächlich saßen da wieder die zwölf jungen Männer. Die alte Frau begann sogleich zu jammern: „Ach, es ist so kalt draußen, es wäre besser, es gäbe keinen Winter!“
Die zwölf Männer schauten sich bedeutungsvoll an und schüttelten die Köpfe. „Wie gefallen dir denn die anderen Jahreszeiten?“, wollten sie wissen. „Die sind auch nicht besser!“, klagte da die Alte.
„Der März macht alle krank,
der April weiß nie, was er will,
der Mai macht allen Kopfschmerzen mit seinem Blumenduft,
 im Juni sind die Nächte zu kurz,
Juli und August sind zu heiß, und im September und Oktober ist es schon wieder kalt.
Nein, eigentlich gefällt mir keiner der zwölf Monate!“
Die zwölf jungen Männer sagten nichts. Sie halfen der unzufriedenen Frau den Sack auf die Schultern zu heben, und diese lief so schnell sie konnte nach Hause. Als sie aber den Sack öffnete, fand sie darin nur dürre Blätter.
Die zwölf Monate hatten sie nach ihren Reden belohnt.


„Ach erzähl mir doch kein Märchen!“ Doch Stefanie Keller, die ausgebildete Märchenerzählerin und Erzählkünstlerin, macht genau das. „Märchen haben so viel Wahrheit in sich“, sagt die 44-Jährige. Märchen wurden einst von Erwachsenen für Erwachsene geschrieben. Und so erzählt Keller nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen gerne Märchen. Am liebsten tut sie das unter freiem Himmel bei diversen Spaziergängen. Da gibt es amouröse Touren in Stuttgart, schaurige von Mühlen-Tod und Teufel, besinnliche zu den Raunächten und Lustiges bei den Märchen-Menüs.
Bei den Wanderungen zwischen den Jahren untermalen die Märchen das Wissen, das Stefanie Keller zu den Raunächten weitergibt. Besondere Tiefe bekommen die Märchen durch kleine Rituale, welche den Zuhörern angeboten werden.
Seit zwei Jahren verdient Stefanie Keller ihren Lebensunterhalt mit Märchenerzählen. „Anfangs hatte ich natürlich Existenzängste“. Aber zwischenzeitlich wird sie von Firmen, Vereinen, Schulen und Kindergärten gebucht, und so lebt sie jetzt ihr eigenes Märchen.
Weg in die Lebensfreude
hs. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie denn all die Geschichten - etwa die von Stefanie Keller - in die Lebensfreude kommen? Manchmal durch Zufall:
Ein Mann aus dem Großraum Stuttgart wurde 59. Seine Freunde - darunter Lebensfreude-Autor Dr. Helmut Schomaker - hatten sich im Vorfeld verrechnet und dachten, es sei schon der 60. Geburtstag. Deswegen schenkten sie ihm etwas ganz Besonderes: Eine Märchentour durch Stuttgarts Altstadt mit Stefanie Keller.
So führte die Märchenerzählerin an einem lauen Freitagabend den vermeintlichen Jubilar und seine Freunde zu verschiedenen schönen Plätzen. Zu jeder Station trug sie auf fesselnde Weise ein Märchen vor. Die Truppe war restlos begeistert. Und Helmut Schomakers Frau kam auf die Idee: „Das wäre doch mal was für die Lebensfreude!“

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