Kratzt nicht, riecht nicht, reißt nicht
Mode aus Hanf
hs. Alle Tangotänzer müssten eigentlich Kleidung aus Hanf tragen. Wenn sie nämlich eng umschlungen über die vollbesetzte Tanzfläche schweben und sich dabei auf ihre komplizierten Figuren konzentrieren, wird ihnen schnell heiß. Ihnen wird es heiß, ihrem Unterhemd und Hemd immer feuchter, und ihrem Deo versagen die Kräfte. Das ist für jeden Tänzer ein ziemliches Problem. Denn schließlich soll die Partnerin in seinen Armen dahin schmachten, aber nicht ohnmächtig werden. Unsere Vorfahren im Mittelalter hatten diese Schwierigkeiten nicht. Nicht nur deshalb, weil es damals noch keinen Tango gab, sondern weil ihre Kleidung meist aus Hanf bestand. Denn die Hanffaser lässt sich vielleicht schwer verarbeiten, aber sehr gut tragen, erklärt Stefan Oberdorfer vom Ulmer Hanflager: Hanf gibt aufgenommene Feuchtigkeit äußerst rasch wieder ab. Der Schweiß verschwindet so schnell, wie er gekommen ist. Dabei unterdrückt die Hanffaser das Entstehen von Gerüchen. Sie betätigt sich sozusagen als natürliches Deo. Außerdem tötet sie Bakterien ab. Deshalb wird sie gerne von Allergikern getragen. Schließlich ist sie zäh und reißfest. Nicht von ungefähr nähte Levi Strauß die erste Jeans, die ja als stabile Arbeitshose diente, aus Hanf. Wenn der Hanf so gesund und robust ist, kann man ihn dann auf bloßer Haut tragen? Ja, denn er kratzt nicht. Es spricht also einiges für Mode aus Hanf. Und man muss kein Tangotänzer sein, um sich von dieser Naturfaser überzeugen zu lassen.