Ausgabe vom 04. Juli 2015 - Besser Leben

Wann habe ich das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?

Wie wir unsere Kreativität stärken

„Als erstes machen wir einen Kreativtest“, erklärte die Kreativtrainerin Susanne Sperlich dem etwas überraschten Publikum.

hs. Auf einen anregenden Vortrag und nicht auf Arbeit hatten sich die Gäste eingestellt, die zu einem Vortragsabend ins Ulmer Bettenfachgeschäft Samina gekommen waren. Thema war die Kreativität, also - laut Duden - „das Schöpferische, die Schöpferkraft“.

Wer von uns möchte nicht kreativ sein: Durch gute Ideen zu Lösungen kommen, die einem beispielsweise mühevolle Arbeit ersparen oder viel Erfolg bringen.Doch zunächst waren - daran ließ die Referentin Susanne Sperlich keinen Zweifel - ihre Zuhörer selbst gefordert:

„Ich erkläre die Regeln des Kreativtests nur einmal: Sie sehen vor sich Papier und verschiedene Farbstifte. Nehmen Sie bitte ein Papier und drei Stifte. Wählen Sie mindestens eine Farbe, die Sie nicht mögen. Sie haben dann drei Minuten Zeit, eine Landschaft zu malen. Verwenden Sie dabei alle ihre Stifte, auch die Farbe, die Ihnen nicht gefällt. Schreiben Sie Ihren Namen auf die Rückseite des Blattes. Wir werden nachher alle Bilder einsammeln und gemeinsam anschauen.“

Die Testpersonen machten sich ans Werk, immer wieder ermahnt mit Sätzen wie: „Geben Sie sich Mühe“, „Malen Sie Landschaften, bei denen man auch etwas erkennt“ ... Ein Handyklingeln zeigte, wann die drei Minuten vorüber waren. Die Zeichnungen wurden abgegeben. Jeder war gespannt auf die Auswertung: 

„Das war kein Test, Kreativität kann man so nicht testen“, erklärte Susanne Sperlich dem nun sehr überraschten Publikum. 

Was sollte dann der vermeintliche Test zeigen? Er bildete geradezu ein Sammelsurium von Einflüssen, welche die Kreativität begrenzen statt fördern. Das waren beispielsweise:

  • Druck, schon allein durch die Dreiminutenfrist oder die Vorgabe, dass die Testbedingungen nur einmal erklärt werden. 
  • Konkurrenzdenken und Angst, weil ja die Bilder am Schluss miteinander verglichen werden sollten.
  • Steuerung durch den Verstand, indem man beispielsweise eine Farbe auswählen musste, die einem gar nicht gefällt. Je mehr wir uns von diesen und anderen einengenden Bedingungen befreien, desto kreativer können wir sein. Einige Empfehlungen hierzu gibt Susanne Sperlich auf der folgenden Seite. 

Was ist Kreativität?

Sie ist eine Kraft, die dafür sorgt, dass etwas überlebt, seien es Pflanzen, Tiere oder wir Menschen. Denn außerhalb der gewohnten Pfade findet sie Lösungen, die sich bewähren und somit zur neuen Routine werden. Entsprechend kreativ reagieren die Zugvögel auf unsere milderen Winter: Sie bleiben einfach hier. Die Kreativität ist es also, die neue Umstände oder Verhaltensweisen erschafft. Durch sie passen sich Lebewesen veränderten Situationen an.

Wer ist kreativ? 

Wir alle, sonst könnten wir nicht im Alltag bestehen und ständig wechselnde Anforderungen bewältigen.

Was bringt die Kreativität?

Wir können sie nutzen, um Ziele zu erreichen oder Probleme zu lösen. Deswegen gibt es sogar Fachbücher über Kreativitätstechniken, das heißt über Methoden, mit denen wir leichter zur zündenden Idee kommen. Was haben wir aber davon, „einfach nur so“ kreativ zu sein? Wenn wir beispielsweise ein Bild malen, ohne dass wir es verkaufen wollen oder als Geschenk benötigen? Sobald wir kreativ sind, erleben wir, welche gestalterische Kraft in uns ruht. Wir können uns ausleben und darstellen, wir haben Erfolgserlebnisse. Das macht selbstbewusster, froher und entspannter.

Wann gedeiht Kreativität? 

Kreativität, Körper und Liebe stehen in enger Wechselwirkung: Die Ideen fließen besser, wenn wir uns wohl fühlen in unserer Haut und mit Freude ans Werk gehen.

Kindliche Kreativität 

Wenn Kinder malen, kommt eine Farbe über die andere, Oft besteht das Bild irgendwann aus einer braunen, grauen oder schwarzen Fläche. Vor allem Schwarz ist beliebt, weil es das Gefühl der Macht, der Zauberkraft verleiht.

Wie reagieren nun Eltern am besten auf ein stolz gezeigtes Bild, auf dem sie nur wenig oder nichts erkennen können? Sie halten sich vor Augen, dass es keine Rolle spielt, was sie gerne sehen würden. Entscheidend ist vielmehr, dass das Kind Freude hatte bei der Malerei und mit sich in diesem Moment im Einklang stand. Jedes Kind freut sich, wenn ihre Eltern das merken. Wenn sie loben, was ihnen gefällt oder was sie sehen. Am überzeugendsten wirkt Lob, welches nicht nur pauschal ausfällt, sondern konkret Einzelheiten des Bildes benennt: „Diese Stelle gefällt mir besonders gut!“ Aber auch ein Nachfragen erfreut den Nachwuchs.

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