Das Akkordeon
Unalltägliche Alltagsgeschichten
hs. Im Lagerraum einer Ballettschule schlief ein altes Akkordeon seinen Dornröschenschlaf. Der Mann der Schulinhaberin hatte früher auf ihm sehr viel gespielt. Jetzt fehlte die Zeit dazu. Aber trennen wollte er sich von dem guten Stück auch nicht.
Irgendwann wurde in der Ballettschule umgebaut. Handwerker und sonstige Kräfte kamen und gingen. Als alle Arbeiten abgeschlossen waren, stellte man fest: das Akkordeon war weg. Und es tauchte auch nicht mehr auf. Vermutlich hatte es jemand im Zuge der Bauarbeiten verschwinden lassen. Dem Ehemann konnte das eigentlich egal sein, er spielte ohnehin nicht mehr. Der Verlust ärgerte ihn aber trotzdem.
Rund 15 Jahre später: Die Inhaberin war in ihrer Ballettschule und hörte Geräusche vor der Tür. Sie ging hin, öffnete, aber es stand niemand davor. Nur am Boden, da sah sie einen abgenutzten, an den Ecken ausgebesserten und an den Griffen mit Klebebändern umwickelten alten Akkordeonkoffer mit dem verschollenen Akkordeon. Seine Gebrauchsspuren zeigten: Es war die Jahre über bestimmt nicht untätig herumgelegen.
Der Ehemann sagt sich mittlerweile: „Wenn es benutzt wurde, um damit zu spielen oder Geld zu verdienen, kann ich damit gut leben.“
Er hat das Akkordeon bis heute noch.