Ausgabe vom 01. April 2014 - Geniessen & Erleben

Der interessante Hanf

hs. Wann gilt jemand als interessant? Vermutlich doch dann, wenn er abwechslungsreich, vielseitig und vielleicht ein bisschen umstritten ist. Demnach kann auch ein Rohstoff interessant sein, zumindest wenn er Hanf heißt: Diese einjährige, krautartige Pflanze lässt sich unter anderem essen, trinken, anziehen, verheizen und - das macht sie eben umstritten - rauchen. Hanf, auch Cannabis genannt, ist eine der ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Welt. Ihre Samen sind wohlschmeckend und nahrhaft. Die zähen Fasern ihrer Stängel  eignen sich beispielsweise für Kleidung, Schnüre, Papier, als Heiz- oder Baumaterial.  Auch Kosmetik, Medizin und Rauschmittel kann man aus einigen Hanfsorten herstellen. Der Hanf hat tiefe Wurzeln. Er lockert also die Böden auf und verbessert sie. Er gedeiht in fast jedem Klima, ist ertragreich und benötigt keinerlei Pflanzenschutzmittel. In unserer Region erlebte der Hanf im vergangenen 20. Jahrhundert eine wechselvolle Geschichte. Anfangs war er noch stark verbreitet. Dann verdrängten ihn Kunstfasern und Baumwolle. Bereits zu Beginn des ersten Weltkrieges wurde er so gut wie nicht mehr angebaut. Das nationalsozialistische Deutschland hingegen förderte seine Produktion wieder. Denn es war auf jeden einheimischen nachwachsenden Rohstoff angewiesen. Nach Kriegsende geriet der Hanf als Nutzpflanze bald wieder in den Hintergrund. Immer mehr im Vordergrund des öffentlichen und behördlichen Interesses stand er jedoch als Rauschmittel: Zum 1.1.1982 wurde der Hanfanbau in Deutschland verboten. Erst 1996, nach einer juristischen Klage, fiel dieses Anbauverbot. Seitdem dürfen Sorten mit sehr geringem Rauschgehalt angepflanzt werden, aber nur von Landwirten mit Sondergenehmigung und unter strengen Auflagen. Diese Möglichkeit nutzen immer mehr heimische Bauern. Denn warum sollten wir auf einen solch ökologischen und vielseitigen, kurzum interessanten Rohstoff verzichten?

Anzeige


Weitere Artikel