Ausgabe vom 18. Mai 2013 - Sport & Bewegung

Zähne zeigen

Ein Mädchen aus Ulm besiegt Mobbing

Über Mobbing wird viel berichtet, über das Leid der Opfer und über die schwierigen Versuche, die Täter zu Mitgefühl zu bewegen. Es gibt aber ein anderes, wirksames Hilfsmittel: Selbstverteidigungstraining.

hs. Die siebenjährige Lara aus Ulm wird von Schulkameraden ständig gehänselt und drangsaliert. Sie wird von Tag zu Tag ängstlicher und verschlossener. Der Opa kann das nicht mehr mit ansehen. Er bringt seine Enkelin in das Kampfkunstzentrum Hipp in Ulm und meldet sie dort zum Anfängertraining an.

Einmal pro Woche für eine Stunde übt Lara nun seit zwei Jahren Selbstverteidigungstechniken des Taekwon-Do. Taekwon-Do ist ein koreanischer Kampfsport, bei dem man vor allem Fauststöße und Fußtritte einsetzt. Eingeflochten in den Unterricht sind gymnastische und akrobatische Übungen. Lara wird so beweglicher und aufrechter. Ihr früher immer zu Boden gesenkter Blick wandert nach oben, sie sieht ihrem Gegenüber in die Augen.

Lara lernt, dass sie einem Angreifer zunächst laut sagen muss: „Laß mich!“. Das soll sie so laut als möglich sagen, damit viele andere Personen es hören. So hat sie später genug Zeugen dafür, dass sie sich nur verteidigen wollte. Lara lernt außerdem, dass sie einem Angreifer die Zähne zeigen soll. Denn wer die Zähne hinter den Lippen versteckt, bekundet Angst. Wer die Zähne aber mit einem breiten Löwenlächeln präsentiert, hat keine Furcht. Und Lara braucht keine Angst mehr zu haben, denn sie hat mittlerweile viele Abwehrtechniken parat. Dabei hat sie auch gelernt, dass der Kampf sofort zu Ende ist, wenn der Angreifer zurückweicht, wenn er von ihr ablässt. Sie soll sich nämlich nur verteidigen und nicht selbst zum Angreifer werden.

Doch zum Kampf kommt es schon lange nicht mehr. Bereits nach vier Wochen Training wurde sie in der Schule weniger geärgert und gehänselt. Einmal musste sie einen Jungen mit der eingeübten „Laß mich“-Technik wegstoßen. Schon seit einiger Zeit wird Lara überhaupt nicht mehr gemobbt.

Täter brauchen nämlich Opfer, und Lara ist längst kein Opfer mehr.

Abwehrtechniken

„Laß mich in Ruhe!“

Der Angreifer fasst Dich an beiden Schultern. Du schlägst mit der rechten Handinnenfläche von innen gegen seine Hand an Deiner linken Schulter und rufst laut: „Laß“. Dann schlägst Du mit Deiner linken Hand von innen seine Hand an Deiner rechten Schulter weg und rufst: „mich“. Dann stößt Du den Angreifer mit beiden Händen gegen die Brust, so dass er nach hinten zurückweicht. Dabei rufst Du laut: „in Ruhe!“.

Kreisel

Der Angreifer fasst Dich an beiden Schultern. Du hebst beide Arme hoch und drehst Dich wie ein Kreisel im Kreis. Dabei rufst Du laut: „Laß mich los“. Wenn Du dem Angreifer wieder gegenüber stehst, fährst Du wie eine Katze mit der Hand von oben nach unten über sein Gesicht. Anschließend trittst Du mit dem Fuß gegen sein Schienenbein oder sein Knie und gehst weg.

Riesenrad

Der Angreifer fasst Dich an einer Schulter. Du drehst Deinen Arm an dieser Schulter mehrmals wie ein Riesenrad. Du drehst ihn also nach unten, hinten, oben und wieder nach vorne. Das machst Du solange, bis der Angreifer loslässt. Dabei rufst Du laut: „Laß mich los!“. Dann trittst Du den Angreifer gegen das Schienenbein oder das Knie und gehst weg.

Anzeige


Weitere Artikel