Oberammergauer Schnürlkasperl
hs. Das kleine oberbayerische Oberammergau ist weltweit bekannt: Für seine alle zehn Jahre stattfindenden Passionsspiele zur Leidensgeschichte Jesu, für die farbig bemalten Hausfassaden ... und für seine Holzschnitzkunst. Diese reicht bis ins Mittelalter zurück. Ihre Erzeugnisse wurden über Hausierer - die „Kraxenträger“ - in ganz Europa verkauft. Die Motive sind seit jeher überwiegend religiös. Deswegen spricht man von Oberammergau auch als dem Ort der „Herrgottsschnitzer“. Es gab dort aber noch andere Schnitzer. Sie fertigten Holzfiguren aus dem täglichen Leben, vor allem Kinderspielzeug. Besonders gerne schnitzten sie Hampelmänner, die sogenannten „Fadengaukler“ oder „Schnürlkasperl“. Dabei hatten die Künstler nicht immer so arglose Absichten, wie es zunächst den Anschein hatte. Denn was dachten sie sich wohl vor rund zweihundert Jahren, als sie einen Fadengaukler schnitzten, der vorne aussah wie einer der damaligen französischen Besatzungssoldaten und auf der Rückseite wie ein Clown?
Der Oberammergauer Markus Wagner pflegt die Tradition der Schnürlkasperl. In reiner Handarbeit schnitzt und bemalt er Holzfiguren: Vom Brautpaar über den Violinspieler, den Arzt, die Nixe und den Zauberer bis hin zur Box-Maus. Sie sind zum Aufhängen und haben bewegliche Gelenke. Sobald man also an der Schnur zieht, heben sich Arme und Beine. Die Figuren wurden europaweit ausgestellt, unter anderem in Rom, Madrid, Prag und in Schweden. Jedes Exemplar ist ein Unikat und wird nach den alten Herstellungsmethoden gefertigt. Nur in einem Punkt nimmt Markus Wagner es mit der Tradition nicht so genau: Wenn Sie darauf warten, dass er irgendwann als Kraxenträger vor Ihrer Haustür steht, dann warten Sie vergeblich. Aber unter www.schnuerlkasperl.de können Sie seine Kunstwerke bewundern.