Das Würfelspiel ohne Würfel: Wyrfos
hs. Er hat die Augen, also die Punkte auf dem Würfel, vom Würfel getrennt. Ein Spieler wirft nun nicht mehr einen Würfel, sondern achtzehn, voneinander unabhängige Augen. Dann wird betrachtet, welche Zahlen die geworfenen Augen anzeigen: Bilden diese etwa ein Viereck, hat man eine Vier. Befindet sich in dem Viereck aber noch ein weiteres Auge, ergibt die Kombination auch eine Fünf. Liegen drei Augen in einer Reihe, zählt dies als eine Drei. Entsprechend könnten die übrigen Augen so angeordnet sein, dass sich darin beispielsweise ein weiterer Dreier, eine Sechs und drei Zweier erkennen lassen. Dann werden alle Zahlen, die durch Augenkombinationen dargestellt werden, ermittelt und zusammengezählt. In unserem Beispiel ergäben sich 4+5+3+3+6+2+2+2 = 27 Punkte. Derjenige Spieler, der mit seinen Würfen die höchste Zahlensumme erreicht, hat gewonnen.
„Wyrfos“ heißt das Würfelspiel, bei dem die Kunst darin besteht, herauszufinden, was man überhaupt gewürfelt hat. Gespielt werden kann es von zwei bis fünf Personen ab acht Jahren. Es umfasst fünf Spielrunden und dauert je nach Teilnehmerzahl insgesamt fünfzehn bis dreißig Minuten. Dabei sind verschiedene Schwierigkeitsgrade möglich, je nachdem, welche der pfiffigen Spielregeln man anwendet.
Ausgetüftelt hat das Ganze der Diplom-Designer Michael Post aus Burgrieden-Bühl bei Laupheim. Wie kam er dazu? Er schreibt gerade ein Buch über Kreativität. Darin stellt er auch fest, dass Ideen aus „dem Spannungsfeld zwischen Chaos und Ordnung“ entstehen: Wenn sich eine vorhandene Ordnung auflöst, wird es chaotisch. Wer in diesem Chaos wieder Muster und Chancen entdeckt, gelangt zu einer neuen, meist besseren Ordnung. Dafür muss er einfallsreich, kreativ sein. Das lässt sich üben, auch spielerisch, beispielsweise durch Wyrfos. Denn hier geht es ja darum, in dem Chaos durcheinandergeworfener Würfelaugen viele Muster und Zusammenhänge - sprich Zahlenkombinationen - zu erkennen. „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt!“. Das schrieb 1793 der Dichter und Philosoph Friedrich Schiller - obwohl er Wyrfos noch gar nicht gekannt hat.